Der alte Straßenbahnwaggon auf dem Gelände wird immer wieder für Kunstprojekte genutzt. Foto: Annett Jahn

Der Charme des Provisorischen

Auf dem alten Weimarer E-Werk-Gelände öffnet sich zwischen urbanem Stadtraum und landschaftlich geprägter Ilmaue ein kultureller Transformationsort.

Das geschichtsträchtige Areal des ehemaligen Elektrizitätswerks und Straßenbahndepots ist mit denkmalgeschützten Industriegebäuden aus der Jahrhundertwende bebaut und hat eine große Freifläche zur Ilm. In den letzten zwanzig Jahren hat dort der Verein e-werk weimar einen der besonderen Kulturstandorte in Weimar etabliert.

Seit 1997 ermöglicht er Institutionen, Vereinen und Initiativen Veranstaltungen auf dem Gelände und die Nutzung der Räume des Industriedenkmals. Zugleich ist er Initiator von Veranstaltungen, aber auch Aktionsforum und Plattform für regionale, nationale und internationale Kunst- und Kulturprojekte. Hier trifft Hochkultur auf Sub- und Soziokultur.

Das e-werk, dem man die Spuren der Zeit und seine wechselhafte Geschichte ansieht, begeistert und inspiriert Künstler, Zuschauer, Projektakteure und Kulturschaffende durch seinen zeitgenössischen experimentellen Werkstatt- und Laborcharakter gleichermaßen.

Am Rand des e-werks liegt ein wenig versteckt das alte Straßenbahndepot. Dort ist das schon mehrfach ausgezeichnete Lichthaus-Programmkino beheimatet. Täglich bietet es handverlesene Filme aber auch Vorstellungen für Schulen. Filmvorlesungen und Seminare der Bauhaus-Universität Weimar haben hier ebenso ihren Platz wie Film-Festivals, Filmgespräche und spezielle Premieren.

Im Gebäude des alten Elektrizitätswerks liefen noch bis Mitte der 1990er Jahre die Heizkessel, bis auch diese nur noch Geschichte waren und eine zweite Karriere als Kunst- und Kulturstätte begann. Der ehemalige Maschinen- und Kesselsaal auf dem e-werk-Gelände wird seitdem als Nebenspielstätte für Schauspiel und Musiktheater vom Deutschen Nationaltheater Weimar genutzt.

Mit seinem Charme des Provisorischen hat sich das e-werk aber vor allem auch beim jungen Publikum zu einem kulturellen Anziehungspunkt entwickelt. Der Kesselsaal bietet Raum für unkonventionelle Gesprächsreihen und Veranstaltungsformate, aber auch Partys und Konzerte stehen hier auf dem Programm. Auf dem e-werk-Gelände finden Künstler einen variablen Spielraum und Studenten arbeiten in bezahlbaren Ateliers.