In der alten Handelsstadt Erfurt drehen sie am Rad. Hatte man lange Zeit das Gefühl, das Mittelalter sei zwischen Steiger und Rotem Berg gerade erst zu Ende gegangen, ist seit einigen Jahren ein regelrechter Aufbruch der freien Kulturszene zu spüren.
Was früher kleingehalten oder gar nicht erst wahrgenommen wurde, ist heute ein wichtiger Faktor für die Attraktivität der wachsenden Stadt. Was heute in möglich ist, war vor 15 Jahren noch undenkbar: die Szene verständigt und organisiert sich – und die städtische Kulturverwaltung unterstützt sie dabei. Es werden sogar gemeinsam Partys gefeiert. Trotzdem läuft natürlich noch nicht alles rund. Der Kampf um Kulturräume und Fördermittel hat gerade erst begonnen.
Dass das Erfurter Rad in Schwung gekommen ist, war auch ein Verdienst der soziokulturellen Akteure selbst. So war das Klanggerüst mit seinem selbstorganisierten Veranstaltungsprogramm ein wesentlicher Motor für den kulturellen Aufschwung des Erfurter Nordens. Dem Kunsthaus gelang im Jahr 2008 mit der Gründung des klub 500 eine Art Initialzündung für die Szene. Und der Kulturrausch gab mit dem Magazin hEFt den Kulturschaffenden ein Medium zur kulturpolitischen Verständigung. Nun halten Akteure wie das Retronom, Der gute Ton oder das Erfurter Netzwerk für kulturelles Leben das Rad am Laufen.