Einmal im Jahr findet das Hausfest in der Gerberstraße statt. Foto: Haus für Soziokultur Gerberstraße 3 e.V.

Freiräume in der Wunderbar

In Weimars Gerberstraße halten zwei selbstverwaltete Häuser seit 30 Jahren die subkulturelle Fahne hoch.

Im schönen, touristisch geputzten Weimar gibt es einen Ort der etwas aus dem Rahmen fällt: die Gerberstraße, besser gesagt die Hausnummern 1 und 3. Die beiden Häuser wurden Anfang der 1990er Jahre vor dem Hintergrund des damaligen Wohnungsmangels und der Suche nach Freiräumen für Kultur besetzt.

In der „Gerber 1“ wurde ein Ort geschaffen, der politisch interessierten und ähnlich gesinnten Jugendlichen Raum zum Sein und Wirken gibt. Der daraus entstandene Jugendclub bietet den jungen Mitgliedern ein attraktives Programm als Alternative zu dem touristisch geprägten Kulturangebot der Stadt Weimar. Jeden Mittwoch und Donnerstag ist das Jugendkaffee geöffnet. Hier werden Ideen und Aktionen besprochen und nach Möglichkeit umgesetzt – sei es eine Lesung, ein Konzert oder eine Tanzveranstaltung. 

Während das Haus mittlerweile legalisiert und Eigentum des Vereins Gerberstraße 1 e.V. ist, gilt das Haus Gerberstraße 3 immer noch als geduldet besetzt – und ist damit das letzte seiner Art in Weimar. Es wird vom Verein Haus für Soziokultur Gerberstraße 3 e.V. verwaltet und fungiert als subkulturelles Zentrum der Stadt. Hier kann man von Dienstag bis Samstag ab 21 Uhr in der hauseigenen Kneipe WunderBar mit Gleichgesinnten das ein oder andere Konzert genießen oder als Gast des Hauses sich beispielsweise in die Welt des Siebdrucks, der Fotografie oder der Lebenskunst einweisen lassen. Gäste aus allen Ländern und Kulturkreisen sind herzlich willkommen, nur trinkfest sollten sie sein. 

Aus dem Verein heraus werden immer wieder verschiedene Solidaritätsprojekte initiiert. So fördert die Initiative Laut gegen Armut soziale Projekte in und um Weimar, aber auch bis nach Tansania oder Malawi. Dafür werden Tanzveranstaltungen, Tombolas, Konzerte, Flohmärkte oder Fußballturniere organisiert, deren Einnahmen den Projekten zugutekommen. Der Verein initiierte auch den Gedenkweg Buchenwaldbahn, der die alte Bahntrasse von Weimar zum Konzentrationslager wieder sichtbar machte.